Geschichte des Araber-Haflinger Zuchtverbandes im Überblick


Mitte des 20. Jahrhunderts änderte sich aufgrund völlig neuer Anforderungen der Verwendungszweck des Haflingerpferdes grundlegend. Aus dem robusten Arbeitstier, das in erster Linie als Tragtier eingesetzt wurde, sollte ein Freizeitpferd werden.

Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, wurden verschiedene Wege in der Zucht beschritten. Einer davon war, neuerlich Araberblut zuzuführen.
Pferde aus solchen Anpaarungen wurden in den Tierzuchtabteilungen in eigenen Registern geführt.
In den 70er Jahren erfolgte allerdings ein Meinungsumschwung, der den Züchtern solcher Pferde plötzlich ihre Erwerbsgrundlage entzog. Einer dieser Züchter war ÖkR Klaus Rigele.

ÖkR Rigele war Bürgermeister und Landwirt in Tweng und hatte schon immer eine große Vorliebe für Haflingerpferde gehabt. Sein Interesse ging sogar so weit, dass er mit ministerieller Genehmigung Zuchtbücher des 19. Jahrhunderts in Stadl Paura, Bayern und Südtirol über mehrere Wochen hindurch studierte. In der daraus resultierenden Arbeit, „Die Entstehung des Haflingers in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts“, fasste er seine gewonnenen Erkenntnisse zusammen.
Noch bis 1918 wurde der Haflinger unter der Bezeichnung „Orientalisches Halbblut“ geführt, denn er war aus einer Blutkombination mit Arabischen Pferden entstanden.
Araberblut daher fixer Bestandteil des Haflinger-Erbes.

Basierend auf diesem Wissen begann ÖkR Klaus Rigele 1979 gemeinsam mit Herbert Trapp, Ernst Kaltner und anderen Züchtern der Region, wie Franz Rotschopf und Johann Wass, den Araber-Haflinger Zuchtverband ins Leben zu rufen.

Verbandsgründung: 03. 03. 1979
Verbandssitz: Abtenau / Rupertushof


Gründungsproponenten: Obmann: Bgm. ÖkR Klaus Rigele
Stellvertreter: Herbert Trapp
Geschäftsführer: Ernst Kaltner
Der Wirkungsbereich des Verbandes, vorerst noch auf Salzburg beschränkt, wurde 1993 auf das ganze Bundesgebiet erweitert.

Nach dem Tod des Verbandsgründers ÖkR Rigele im Jahre 1997 übernahm Herr Martin Fischbacher die Verbandsleitung gemeinsam mit Dr. Karl Winkler als seinem Stellvertreter und Dr. Ernst von Gimborn als Geschäftsführer.

Im Jahr 2000 erfolgte der Beitritt des solide geführten Verbandes zur ZAP, der Zentralen Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Pferdezüchter.

Bei Turnieren in allen Sparten des Pferdesports, aber auch Stut- und Hengstleistungsprüfungen in Stadl Paura, sorgten unsere Pferde regelmäßig für beachtliche Ergebnisse.
Das gelang in großartiger Manier Deckhengst Geronimo, der bei seiner Hengstleistungsprüfung noch gemeinsam mit Warmbluthengsten antrat, aber auch allen anderen Hengsten, die später in der Klasse für alle Arabische Rassen starteten.
2007 schaffte Deckhengst Balestero aus der Zucht von Frau Andrea Putz den ersten Sieg eines Araber-Haflingers im Rahmen einer Hengstleistungsprüfung.

2010 übergab Herr Martin Fischbacher die Obmannschaft an Herrn Mag. Wilhelm Schreiber, der zusammen mit seinen Stellvertretern Dr. Karl Winkler und Erwin Gallei sowie Geschäftsführer Dr. Ernst von Gimborn den Verband weiter betreute.
2018 erfolgte die Verlegung des Verbandssitzes auf die bereits seit längerem bei Obmann Mag. Wilhelm Schreiber bestehende Geschäftsstelle nach 3150 Wilhelmsburg, Freiligrathgasse 1, und damit in den Zuständigkeitsbereich der Landwirtschaftskammer NÖ.

Am 02. Oktober 2018 wurde dem Verband durch die Landwirtschaftskammer NÖ die offizielle Anerkennung als bundesweite Zuchtorganisation ausgesprochen.
2018 war ebenso aus züchterischer Sicht sehr erfolgreich: Deckhengst Benito schaffte den zweiten Sieg eines Araber-Haflingers bei einer Hengstleistungsprüfung für alle Arabische Rassen in Stadl Paura.

Seit Anfang 2019 ist der Zuchtverband auch Gründungsmitglied der, innerhalb der ZAP neu entstandenen, ARGE PZVÜ, der Arbeitsgemeinschaft für überregionale Pferdezucht, von der er sich neue Impulse für eine weiterhin erfolgreiche Zuchtarbeit erhofft.
Im Rahmen der Vollversammlung 2021verabschiedete sich Dr. Ernst von Gimborn als Geschäftsführer. Seither leitet Frau  Mag. Eike Both diese Agenden.
40 Jahre sind in der Pferdezucht natürlich extrem kurz. Doch in dieser Zeit konnte dank des Einsatzes vieler großartiger Mitstreiter eine solide Basis für eine leistungsstarke neue Kleinpferderasse aus Österreichischer Zucht gelegt werden.





ÖkR Klaus Rigele mit Tochter Huberta
ÖkR Klaus Rigele mit Tochter Huberta
ÖkR Klaus Rigele
ÖkR Klaus Rigele

Nachruf von Erika Bruhns zum Ableben von Klaus Rigele 


Erika Bruhns / HAFLINGERsport 1 / 98

Die Nachricht, dass Klaus Rigele ganz plötzlich verstorben sei, machte uns sehr betroffen. Wir kannten ihn als unermüdlichen Kämpfer für das Araber-Haflinger Pferd und profunden Pferdekenner.
Noch im vergangenen Frühjahr hatten wir die Freude, ihn anlässlich eines Fohlenbrennens bei uns zu haben, und das Mittagessen gab uns Gelegenheit zu angeregten Gesprächen. Wir hätten nie gedacht, dass dies unser letztes Zusammentreffen war.
Klaus Rigele war eigentlich ein geborener Münchner, doch verbrachte er seine Jugend in Saalfelden und Linz. Schließlich studierte er in Berlin Landwirtschaft und war danach ein Jahr in Pommern als Gutsverwalter tätig. Doch dann verlegte er seine Tätigkeit nach Österreich, präzise gesagt ins Land Salzburg und wurde Verwalter in Schloss Moosham in Mauterndorf.
1951 heiratete er und ließ sich endgültig in Tweng, Salzburg, nieder. 1959 machte man sich sein Organisationstalent zunutze: Klaus Rigele wurde Bürgermeister von Tweng und übte dieses Amt dann 25 Jahre hindurch ohne Unterbrechung aus.
Zu Pferden hatte Klaus Rigele seit seinem 5. Lebensjahr immer schon Kontakt, und später hatte er auch intensiv mit ihnen zu tun. Sowohl in Pommern als auch in Schloss Moosham und endlich auch in seiner eigenen Landwirtschaft in Tweng arbeitet er mit Pferden. Pferde waren für ihn die Partner bei der Arbeit, beim Pflügen oder Heueinführen. Ein Traktor kam erst sehr spät auf seinen Betrieb.
Wen wundert es da, dass er ein wirklich profunder Pferdekenner war? Wer ihn bei der Pferdebeurteilung erlebt hat, musste seinen kundigen Blick bewundern. Da gab es kaum eine Kleinigkeit, die ihm entging.
Als in Salzburg in der Haflingerzucht ein Versuch mit der Einkreuzung von Arabern plötzlich abgebrochen wurde und alle Züchter, die sich darauf eingelassen hatten, mit einem Mal in der Luft hingen, sprang Klaus Rigele in die Bresche und gründete den Verband der Züchter des Araber-Haflinger Pferdes, in dem alle Züchter, die sich für diese Kreuzungsprodukte entschieden hatten, Unterschlupf fanden. Auch aus anderen Bundesländern stießen Züchter zu diesem Verband, nachdem allgemein mit einem Mal die Parole der Reinzucht ausgegeben wurde und die Liebhaber des „veredelten“ Haflingers nach einem Verein Ausschau hielten, der ihre Interessen vertreten würde.
Durch ständiges Anheben des Niveaus von Vatertieren und Mutterstuten wurden innerhalb weniger Jahre sehr gute, edle und erfolgreiche Reitpferde herangezogen. So stammt zum Beispiel das Siegerpferd der Haflinger Bundesmeisterschaft in der Dressur der Allgemeinen Klasse, Cassio II, aus einem Hengst des Araber-Haflinger Verbandes, gilt aber mit nicht mehr als 25% Araberblut laut ÖTO noch als Haflinger startberechtigt.
Klaus Rigele war ganz allgemein ein großer Förderer des Pferdesports. Darum wurden für die Mitglieder des Araber-Haflinger Verbandes bei allen Schauen auch Reitbewerbe ausgeschrieben.
Die Araber-Haflinger Verband, für den Klaus Rigele nicht nur Gründer war, sondern auch dessen Herz, eben der Mann, den man einfach mit dem Verband identifizierte und der an der Spitze eines allmählich heranwachsenden Mitarbeiterstabes alles organisierte, dieser Verband wird es nicht leicht haben, einen Nachfolger von ähnlichem Kaliber zu finden.

Erika Bruhns / HAFLINGERsport 1 / 98